Diese Homepage ist noch im Aufbau und soll euch und ihnen schon einmal einen Vorgeschmack darauf geben was hier entsteht. Das Forum für Trauma und Nervensystem hat zum Ziel das Wissen über Trauma und Nervensystem in der Grundbildung zu verankern und in allen gesellschaftlichen Bereichen verfügbar zu machen. Denn nahezu alle Herausforderungen vor denen wir persönlich, als Gesellschaft und als Menschheit stehen, haben ihren Ursprung in kollektiven und/oder individuellen Traumata die in unserem Nervensystem abgespeichert sind und uns daran hindern dem Klimawandel, sozialer Ungleichheit, Konflikten oder einer wenig lebensbejahenden Wirtschaftsform wirkungsvoll zu begegnen. Die Möglichkeiten für tiefgreifende transformatorische Prozesse schlummern noch weitestgehend unbekannt in unserem Nervensystem. Das Forum macht diese Möglichkeiten sichtbar und hilft uns dabei mit uns selbst und unserem Nervensystem vertraut zu werden und handlungsfähig zu werden.

Die ersten Schritte sind eine Forschungswerkstatt und die Vereingründung im April. Schritt für Schritt wird sich das Forum organisch entfalten und seinen Platz in unserer Gesellschaft einnehmen. Sei gespannt oder wenn du magst sei gerne dabei mit dem was du mitbringst.

Mission statement:

Das Forum für Trauma und Nervensystem ist ein operativ tätiger “feel and think tank”, der eine traumainformierte und nervensystemorientierte gesellschaftliche Transformation vordenkt, die nächsten Schritte dorthin ausprobiert und vorgeht und die notwendigen Angebote schafft, um Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen in der Transformation zu begleiten.

 

Einführung

Auf einer Zugfahrt von Kassel nach Erfurt durch das kriegszerstörte Deutschland von 1946 bekam Herbert, der zweijährige Sohn meiner Oma Lore plötzlich Schaum vor dem Mund und verstarb in ihren Armen. Sie stand mit dem toten Kind an einem Zwischenbahnhof, während ihre Mutter in Erfurt auf den Besuch des Enkels wartete. Dieses Ereignis sollte mein Leben von Grund auf prägen wie ich viel später herausfand. Denn von diesem Schock zutiefst traumatisiert band meine Oma meine ein Jahr später geborene Mutter emotional eng an sich und gestand ihr aus Angst ein weiteres Kind zu verlieren nur ein geringes Maß an Autonomie zu. Meiner Mutter ist es nie gelungen sich aus ihrer Abhängigkeit zu befreien. Als mein Bruder 1976 auf die Welt kam, wurde er emotional extrem vereinnahmt und ersetzte den Platz seines toten Onkels Herbert. Ich wurde zwei Jahre später geboren und ich wurde schon im Mutterleib von meiner Oma abgelehnt. Wahrscheinlich stellte ich eine Konkurrenz und Bedrohung für ihren „emotionalen Adoptivsohn“ dar und ihr Nervensystem war mir gegenüber ablehnend. Meine Mutter Gerda war in einem schweren Dilemma, einerseits war sie mir in mütterlicher Liebe zugewandt, andererseits erlaubte ihre mich ablehnende Mutter nicht sich mir voll zuzuwenden. Als ich begann mich gegen das ungesunde Familiensystem und die Ablehnung und die Übergriffe meiner Oma zu wehren konnte sich meine Mutter nicht schützend vor mich stellen. Vielmehr lies sie ihre eigentlich auf ihre übermächtige Mutter gerichtete Wut an mir aus. Sie schickte mich zu etlichen Therapeut*innen, die ihr und später auch mir erklären sollten, was mit mir nicht stimmt und wie ich „repariert“ werden könne. Mir und meinen Geschwistern wurde mein Leben lang eingeredet, dass mit mir was nicht stimmt, obwohl ich mir eigentlich immer ziemlich sicher war, dass ich voll in Ordnung bin, das unser Familiensystem das Problem ist und auch andere Systeme wie das Schulsystem nicht unbedingt gesundheitsfördernd und lebensbejahend sind.

Ich habe mich lange für nicht lebenstauglich erachtet und es hat für mehrere Jahre eine mich sehr liebende Partnerin gebraucht bis ich mich ins Leben getraut habe und langsam anfing meine Potentiale zu nutzen. Viele gescheiterte Beziehungen und viele beruflich zwar durchaus erfolgreiche aber auch sehr anstrengende Erfahrungen später, nahm ich mir eine Auszeit, um besser zu verstehen, wer ich eigentlich wirklich bin und wieso mir trotz meines Humors, meiner Intelligenz und Kreativität und meines liebevollen Herzens ich immer wieder in so viele Konflikte involviert bin. Durch Zufall stieß ich im Herbst 2020 auf das Projekt Sensing the Change und nahm an einem Seminar teil. Einen solchen Raum hatte ich noch nicht erlebt. Es ging darum mit sich selbst und miteinander in Kontakt zu sein und eine Tür zu dem Thema Trauma und Nervensystem ging auf. Seitdem bin ich tiefer und tiefer in diese Welt eingetaucht und plötzlich machte alles Sinn. All die fruchtlosen Arbeitsmeetings bei denen wir aus einem kindlichen Anteil heraus miteinander gesprochen haben und uns dabei sehr erwachsen gefühlt haben. All die Konflikte in Partnerschaften in denen ich mir so sicher war, dass meine Partnerin mit ihrem Verhalten schuld sei, ohne zu merken, dass meine Emotionen durch meine Vergangenheitserfahrungen in meiner Familie „getriggert“ wurden. Irgendwann lernte ich was die Amygdala ist und das sie nicht zwischen einem Angriff (eines Säbelzahntigers) auf mein Leben und einem Angriff auf mein Ego oder mein Selbstbild unterscheiden kann. In beiden Fällen reagiert mein Nervensystem mit Angriff, Flucht oder Erstarrung. Ich lernte die Polyvagaltheorie von Stephen Porges kennen und es wurde mir immer klarer, dass mein Nervensystem viel schneller ist als meine Kognition und dass ich absolut gleiche Situationen komplett unterschiedlich bewerte je nachdem ob ich mich sicher fühle oder nicht. Es war als ob sich eine Nebelwand lichtete und ich begann plötzlich das Leben so wahrzunehmen wie es wirklich ist, mit all seinen Herausforderungen, seinen Einladungen und Gefahren. Ich bin erschrocken und sehr traurig darüber wie wenig ich sehen konnte ohne das Wesen von Trauma und die Funktionsweise meines Nervensystems zu verstehen. Wie anders hätte mein Leben sein können, wenn mir jemand erklärt hätte was ein Trauma ist und wie mein Nervensystem funktioniert. Warum musste ich das alles ganz alleine herausfinden? Warum wurde weder in der Schule, noch der Uni oder in einer der zahlreichen Therapien und Selbsterfahrungsseminaren darüber gesprochen. Ich habe hunderte Bücher gelesen und wahrscheinlich tausende Filme und Serien geschaut ohne dass das Wort Nervensystem darin einmal vorgekommen ist. Und das obwohl das Nervensystem das menschliche Dasein und auch das Dasein von Tieren und Pflanzen 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahre reguliert. Warum ist das Wissen, dass mein ganzes Sein erklärt so versteckt und schwer zugänglich?

Ich bin sehr dankbar, dass ich auf dieses Wissen gestoßen bin. Ich bin dabei mich selber kennenzulernen und mein Leben so zu gestalten wie es meinen Potentialen und auch meinen noch unfertigen Anteilen und Begrenzungen entspricht. Ich habe Frieden mit meiner inzwischen 99jährigen Oma geschlossen und bin beeindruckt wie klug ihr unbewusst handelndes Nervensystem dafür gesorgt hat, dass sie bestmöglich überlebt und nicht an ihren schweren Traumata zugrunde gegangen ist. Ihre Überlebensstrategie hat mir ein innerlich herausforderndes und von vielen leidvollen Erfahrungen geprägtes Leben beschert. Inzwischen kann ich ihr aus vollem Herzen sagen, dass sie das gut gemacht hat und mein Nervensystem genau das Gleiche wie das ihre macht und ohne mein Wissen mein Überleben sichert und für mich Schutzstrategien entwickelt. Und ich bin dankbar dafür, dass meine Traumastruktur nicht vom Überleben im 2. Weltkrieg und dem Verlust eines kleinen Sohnes geprägt ist und das Leben mir andere Möglichkeiten bietet als es für meine Oma bereit gehalten hat.

Warum ist meine Geschichte von Bedeutung für die Gesellschaft? Weil es von Ausnahmen abgesehen inzwischen acht Milliarden Menschen genauso geht wie mir. Alle habe ihre eigenen Traumastrukturen, ihre eigenen Geschichten, Überlebensmechanismen und Lebensumstände. Aber alle haben ein Nervensystem, das nach genau den gleichen Prinzipen funktioniert wie das meine. Und die wenigsten wissen von diesen Prinzipien. Nahezu niemand wächst mit dem Wissen auf, dass bei Stress und Gefahr die Amygdala aktiviert wird und den für die kognitiven Fähigkeiten zuständige Großhirnrinde hemmt. Wie viele Schüler*innen werden als unbeschulbar oder nicht klug bewertet, nur weil es ihnen an Sicherheit mangelt und ihre Amygdala überdurchschnittlich aktiviert ist. Was für ein riesiges Potential entsteht wenn die Gesellschaft diesen Kindern sichere Räume z.B. in der Schule anbieten würde, in denen sich ihre Amygdala entspannen könnte und die Hemmung des Großhirnrinde aufgehoben wird.

Lebensverläufe, die von Suchterkrankungen, Kriminalität, Gewalt oder psychischen Erkrankungen geprägt werden, sind eng mit traumatischen Erfahrungen verknüpft. Was würde passieren wenn wir als Gesellschaft nicht an den Symptomen ansetzten würden, indem wir die Kosten für Polizeieinsätze, Gefängnisse, Psychopharmaka. Psychiatrien, Sozialarbeiter*innen etc. tragen sondern stattdessen direkt an den Ursachen ansetzen und in sichere Räume investieren. Wie sähe eine Gesellschaft aus in der es mehr sichere Räume geben würde und damit handlungsfähigere Großhirnrinden? Wie viel Potential würde sich entfalten? Wie viele Fachkräfte anstatt Sozialhilfeempfänger*innen oder Gefängnissinsass*innen gäbe es dann? Wie würde sich das Schulsystem verändern? Wie würde Politik gemacht werden? Welche Auswirkungen hätte das auf die Medien und die Kultur?

 

 

Um das herauszufinden macht das Forum für Trauma und Nervensystem sich auf den Weg in eine traumainformierte und nervensystemgerechtere Gesellschaft. Das Forum für Trauma und Nervensystem ist eine praktische und ganzheitliche Transformationsbewegung die alle relevanten Ebenen miteinander vernetzt. Wir wollen dass das Wissen über Trauma und Nervensystem, genauso wie Rechnen und Schreiben zur Grundbildung gehört. Wir streben an, dass alle gesellschaftlichen Strukturen sich an den Prinzipien des menschlichen Nervensystems ausrichten. Von traumainformierten und nervensystemorientierten Behörden, Schulen, Universitäten, Gefängnissen, Krankenhäusern über eine regenerativ arbeitende Unternehmenswelt, traumasensitiven Medien, Pornographie, Sexarbeit, Nichtregierungsorganisationen bis hin zu einer nervensystemorientierten Sprache und Kultur. Der Veränderungsbedarf ist ebenso unbegrenzt wie die Möglichkeiten die sich aus einer Nervensystemorientiertheit ergeben. Und wir freuen uns wenn Du dabei mitmachst auf eine Art und Weise die deinem Wesen, deinem Nervensystem und deiner Lebenssituation entspricht. Ob als strategische Partner*in, Honorarkraft, Förder*in, Freiwillige*r, Traumaexpert*in, Politiker*in oder Wissenschaftler*in. Wir freuen uns auf Dich:)!

 

 

 

Unsere Vision:

 

 

Du rufst die bundesweit bekannte Webseite www.traumaundnervensystem.org auf. Dort kannst du an 7 Tagen in der Woche zu drei unterschiedlichen Tageszeiten an den Onlineschulung Basis und Fortgeschrittene teilnehmen. Es gibt einen interaktiven mehrsprachigen Selbstlernbereich mit Videos, Fallbeispielen, Lerngruppen etc. Als Behörde, Unternehmen, Kommune etc. kannst du auf den Trainer*innenpool zugreifen und dir ein individuelles Weiterbildungs- und Begleitangebot buchen. Als Privatperson kannst du nach offenen Regulations- und traumatherapeutischen Angeboten in deiner Stadt oder deiner Region schauen. Als Mitstreiter*in kannst du nach einer Ortsgruppe in deiner Nähe oder einem Handlungsfeld schauen, dass dir und deiner Lebenssituation entspricht und dich engagieren. Als Wissenschaftler*in kannst du dich auf der Webseite über den aktuellen Forschungsstand informieren und dich mit anderen Wissenschaftler*innen vernetzen. Als Mensch oder Organisation mit traumatherapeutischen Profil kannst du dich auf der Webseite sichtbar machen und auf dein Angebot hinweisen. Als strategische Partner*in kannst du dich mit anderen Organisationen vernetzen, Synergien schaffen, gemeinsame Handlungsfelder eruieren, Projekte initiieren und Parallelstrukturen vermeiden.

 

Das Forum:

  • bietet allen Beteiligten einen Raum für heilsames Wachstum
  • vernetzt die traumainformierten Akteur*innen im deutschsprachigen Raum und international
  • sammelt Wissen und macht es verfügbar
  • hat einen Trainer*innenpool und qualifiziert Fachkräfte und Entscheidungsträger*innen
  • führt Gespräche mit der Politik und den Behörden
  • sammelt Gelder ein
  • begleitet Modellprojekte
  • macht Öffentlichkeitsarbeit und initiierteinen gesamtgesellschaftlichen Diskurs
  • initiiert und begleitet einen Diskurs an den Hochschulen
  • ist eine global gedachte politische Bewegung
 
 

Für wen eine Unterstützung des Forums u.a. interessant ist:

Bildungssystem – Entspannte Amygdalas schaffen entspannte Lernende und Lehrende

Gesundheitssystem – Traumata sind die Ursachen einer Vielzahl von psychischen und körperlichen Erkrankungen. Traumaprävention senkt die Gesundheitskosten massiv.

Wirtschaft – Die Gestaltung nervensystemfreundlicher Arbeitsplätze senkt Fluktuations- und Krankheitsquoten und erhöht Attraktivität und Effektivität. Es stehen zudem mehr gesunde potentielle Fachkräfte zur Verfügung.

Zivilgesellschaft – Eine traumainformierte Gesellschaft ist wesentlich wirksamer in Bezug auf Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, Konfliktlösung, Geschlechtergerechtigkeit etc.

Politik – Trauma und Nervensystem werden ab einem bestimmten Bekanntheitsgrad zentrale Zukunftsthemen und eine Positionierung in diesem Thema bietet Wahl- und Aufstiegschancen.